Donnerstag, 30. Januar 2014

Ein Rückblick auf meine EFD-Zeit in Jena

Als mir im April 2011 Anne Neumann, eine Freiwillige aus Jena, vorschlug, doch einmal zu versuchen, einen Antrag zur Teilnahme an einem Freiwilligenprojekt in Jena zu stellen, überlegte ich nicht lange und antwortete gleich: „Da will ich hin!“ Schon so lange hatte ich von Deutschland geträumt, dass es mir beinahe gleichgültig war, an welchem Projekt ich mitmachen würde. Dabei hatte ich mit Jena richtig Glück!
Bald schon stellte sich aber heraus, dass der Begriff „Freiwilliger“ von Russen und Europäer je ganz anders verstanden wird. Freiwilliger zu sein, bedeutet für die Mehrheit der Russen nicht mehr als „jemandem bei etwas unentgeltlich, ohne Bezahlung“ zu helfen. Dabei assoziieren den Begriff nicht alle gleich mit Begriffen wie Wohltätigkeit, Uneigennützigkeit oder Hilfsbereitschaft. In erster Linie verbinden viele das Wort mit kostenloser Arbeit, mit einer Beschäftigung, die nichts einbringt. Daran, dass diese Arbeit auch eine moralische Befriedigung oder ein höheres Selbstwertgefühl sowie Stolz auf das Verrichtet bringen kann, denkt nicht jeder gleich. Man sieht derlei sogar eher skeptisch. Solange man keine rechte Vorstellung davon hat, sich nicht auskennt. Doch selbst wer vom Hörensagen weiß, was Freiwilligenarbeit bedeutet, muss sich jedes Mal wieder durch den dunklen Wald aus Unverständnis und Unkenntnis kämpfen.
Ganz anders sieht das zugegebenermaßen in Europa aus. Schon in den Nachkriegsjahren entstanden, richtete die Freiwilligenbewegung in Europa ihre Kräfte auf den Wiederaufbau der zerstörten Welt. Heute genießt Freiwilligenarbeit in Europa hohes Ansehen. Gleich welche Initiativen junger Menschen mit dem Ziel, unsere Welt zu verbessern, erhalten finanzielle Unterstützung. Es gibt recht viele Förderprogramme, darunter auch staatliche. Eines der bekanntesten nennt sich „Jugend in Aktion“, läuft seit 2007 und endet in diesem Jahr. Im Rahmen dieses Programms konnte auch ich mitwirken.
Das Ausfüllen des Antrags, ein langer Briefwechsel per E-Mail mit der mir damals noch unbekannten Heide Bäß, das quälende Warten auf die Teilnahmebestätigung am Programm, die drei Termine im Deutschen Konsulat in Moskau, um das Visum zu erhalten, – all das lag endlich hinter mir. Und schon setzen mich meine Freunde in den Bus nach Moskau. „Lebt wohl! Für ein ganzes Jahr! Aber ich komme bestimmt wieder!“ Der Bus, der Kursker Bahnhof, die Metro, der Pawelezker Bahnhof, der Zubringer nach Domodedowo, der gewaltige Flughafen, das Flugzeug. Da ist es! Das langersehnte Flugzeug nach Berlin! Der Abschiedsschmerz von der Anreise nach Moskau macht der Vorfreude auf das neue Leben Platz, voller unbekannter Erlebnisse.
Aus dem Fenster ist endlich der Fernsehturm auf dem Alexanderplatz zu erkennen. Der Flughafen Tegel. Mein Gepäck hatte man aus welchem Grund auch immer schon vom Band genommen und wurde offenbar irgendwohin weitergeleitet. Ich war wohl zu lange an der Paßkontrolle angestanden. Eine Frau, die überhaupt kein Deutsch sprach, fand sich in der gleichen Notlage wieder. Sie geriet allmählich in Panik. Es war ihre erste Deutschlandreise, und da begannen gleich schon die Probleme mit dem Gepäck. Ich bewahrte aber die Ruhe. Irgendwo tief drinnen wußte ich, dass ich gerade hier keinen Grund zur Sorge hatte. Hier funktioniert alles wie in einem Uhrwerk. Unser Gepäck fanden wir schließlich ebenso mühelos wie den Weg zum Bus.
Berlin, Hauptbahnhof. Heide Bäß hatte mir per E-Mail eine seltsame Nummer geschickt, von Hand geschrieben auf ein gescanntes Blatt, die ich in den Fahrkartenautomaten eingeben sollte… Gut, dass mein alter Freund Sebastian, der im März 2010 in Wladimir zu Gast war, Zeit gefunden hatte, mich am Bahnhof zu treffen und mir gleich auch mit der Fahrkarte zu helfen! Und da ist er schon, der ICE, dieser futuristische Schnellzug, wie ich ihn von Bildern aus Deutschland kannte! Und ich hatte einen Sitzplatz dort reserviert. Jetzt kann auch ich diese Geschwindigkeit genießen. Doch dann hatte die Sache doch gar nichts Übernatürliches an sich. Auch nicht mehr als einfach ein Hochgeschwindigkeitsverkehrsmittel. Zumal ja auch bei uns der Sapsan schon lange läuft, gekauft bei Siemens.
Rasch kam nun der langersehnte Moment: Ankunft in Jena. Schon allein der Name des Bahnhofs ist vielversprechend – Paradies. Anne Neumann mit ihren Freunden, Heide Bäß und André Güllmar, mein Tutor bei der neuen Arbeit. Alle waren sie gekommen, mich abzuholen. Welche Ehre! Eine ganze Delegation. Fehlte nur noch das Empfangsorchester! Willkommen im Paradies!
Am meisten freilich begeisterte mich das Freiwilligenseminar in Weimar, in der Europäischen Jugendbegegnungsstätte. Da kamen zwanzig junge Freiwillige aus ganz Europa und den Nachbarländern zusammen. Nie zuvor hatte ich eine solche Menge derart interessanter und so unterschiedlicher Leute an einem Ort unter solchen Umständen getroffen. Nie zuvor hatte ich so viel in so kurzer Zeit in einer kleinen, aber internationalen Gruppe von Menschen erlebt, und dergleichen werde ich wohl auch nie mehr mitmachen können: Spiele zum Kennenlernen und Kommunizieren, improvisiertes Theater, Diskussion schwierigster politischer Fragen, ein Augenzeugenbericht über die schreckliche Lage in Palästina, ein Besuch von Buchenwald, Frisbee-Spielen auf dem Rasen im historischen Zentrum von Weimar, der Geburtstag von Magda aus Polen, das russische Lied von Krokodil Gena auf Deutsch “Wenn die Fußgänger flitzen / tapsend über die Pfützen” am nächtlichen Lagerfeuer, Diskotheken mit Tanz zu Musik aus aller Herren Länder, der Mischmasch aller europäischen Sprachen tagtäglich, das dauernde Übersetzen ins Deutsche, Englische, Französische, Spanische, Ungarische, Russische…
Ich werde diese Momente und diese Menschen, mit denen ich zusammenlebte, nie vergessen. Diese gerade einmal zehn Tage haben viele von uns unwahrscheinlich zusammengeschweißt. Wir treffen uns immer noch. Viele sind in Berlin wohnen geblieben, andere sind wieder zurückgekehrt, überallhin in Europa. Und ihre Türen stehen mir immer offen! Man wird mich immer wie den eigenen Bruder aufnehmen und ein Plätzchen zum Übernachten finden. Offene Türen, Wärme und Behaglichkeit überall und für alle, zumindest in Europa. Gegenseitiges Verstehen und Freundschaft, Offenheit und Hilfsbereitschaft. Dafür lohnt es zu leben, darauf lohnt es, seine Kräfte und Zeit zu verwenden. Zeit, um Brücken zu bauen und Türen zu öffnen. Und war das nicht auch das ureigene Ziel dieses ganzen Freiwilligenprogramms? Ein besonderes Dankeschön an die Europäische Jugendbegegnungsstätte in Weimar für die Küche bei diesem Seminar! Derart viele Käsesorten habe ich noch nie zuvor zum Frühstück angeboten bekommen.
Ein ganzes Jahr verging so. Noch nie zuvor hatte ich so hautnah wie im Verlauf dieses Jahres verspürt, wie groß und zugleich klein und zerbrechlich unsere Welt doch ist. In diesem Jahr habe ich viel begriffen, ich habe eine Menge Sachen erlebt, war an sehr interessanten Orten und in den unterschiedlichsten Situationen zugegen.
Ich bin all denen dankbar, die in dieser ganzen Zeit an meiner Seite standen. Ich bin Cornelia Bartlau und Heide Bäß für ihre Organisationsarbeit in der Eurowerkstatt Jena e.V. dankbar. Danke an Euch für die Unterstützung in schweren Momenten, die es natürlich auch gab. Dank an das Team vom Jugendzentrum Eastside für die herzliche Atmosphäre, in der ich dieses Jahr verbrachte, und dafür, daß sie mich in ihre Familie aufgenommen haben. Danke, André, Katharina, Isa, Anina und Liebi! Danke für die Erfahrung und für Eure Ratschläge. Dank an alle ehrenamtlichen Mitarbeiter im

Küche der Welt


In unserem EFD-Haus wohnen wunderbare Köchinnen. Am ersten Stock kochen, braten, backen Anja, Maja und Sara leidenschaftlich gern. Einige Gerichte der internationalen Küche stellen wir hier dar.


 Anja und ihre russischen Kuchen - einfach lecker!

Reis mit Buchweizen und Pilzen, Tomatensalat und spanische Spezialität.





Kroatische Warewo (heiße Gemüsesuppe) und russische Pfannkuchen mit Kondensmilch.

Und? Läuft das Wasser im Munde schon zusammen?

Eine tolle Reise nach Erlangen und Bamberg

"Wieder nach Erlangen? Toll! Natürlich fahren wir mit!" So reagierten 3 nette Freiwilligen Melek Kaya, Katarina Larsson und Anja Kulakowa auf den Vorschlag von Cornelia Bartlau nach Hugenottenstadt zu fahren!
Wir starteten um 14.20 von Jena Paradies mit dem Meleks Tutor Christian, der unterwegs im Zug über spannendes Programm in Erlangen erzählte.




In Erlangen waren wir in einer Jugendherberge platziert. Und um 20 Uhr ging ein interaktiver Europa-Abend schon im Kellerbar „Pacelli Haus“ los.
Jugend von ganzem Europa traf im Keller und zwar ehemalige Erasmus-Studenten "alte und neue" Freiwilligen aus der Türkei, Italien, den USA, Schweden, Georgien, Deutschland und Russland. Es gab Menge von leckeren Sachen: Hatschapuri, Dolma, italienische und deutsche Kuchen.

Nach dem kräftigen Essen gab es eine Diskussion mit ehemaligen Erasmus-Studenten und Freiwilligen, an deren Katarina Larsson und Anja Kulakowa auch teilnahmen. Wir besprochen Nach- und Vorteile des Lebens in Deutschland, berichten über unsere Erfahrungen und Eindrücke. Es war sehr interessant. Neben anderen Gästen gab es dort auch eine Delegation aus Wladimir, die wir kennen lernten und mit der wir am nächsten Tag nach kleine Venedig am Regnizufer fahren, so nenn man schöne Stadt Bamberg. Im Grunde genommen war es ereignisreiche und interessante Reise!

Fantastische Zehn und ein gemeinsames Lied

Hallo an alle!
Wir sind neue fantastische Zehn in Jena! Ein bisschen Zahlen über uns. Wir sind 10 Europäische Freiwillige aus 8 verschiedenen Ländern uns zwar Davide und Andrea aus dem malerischen Italien, Sara und Carolina aus dem sonnigen Spanien, Maja aus dem vielseitigen Kroatien, Anja aus dem geheimnisvollen Russland, Teresa aus dem dynamischen Portugal, Melek aus der heißen Türkei, Zsuzsanna aus dem rätselhaften Ungarn und Katarina aus dem märchenhaften Schweden. Wir wohnen in einem 3-stöckigen EFD-Haus und haben 100 %-ige gute Laune! Wir singen, tanzen, kochen, jonglieren, spielen Gitarre, reisen, lernen Fremdsprachen und dichten sehr gern, denn…


Wir sind hier frei und willig,

Wir haben strake Energie,
Und unsere Ideen sind im Kopf,
Wir faulenzen nicht.
Wir sind immer auf dem Ball
Und für uns ist das ganz normal!
So sind Freiwilligen, Freiwilligen
Immer kreativ und auffallend,
So sind Freiwilligen, Freiwilligen
Wir singen das hundertmal.
***
Du fragst: wie geht’s dir?
Wir sagen immer: Wunderbar!
Mit Laune ist’s kein Problem!
Es scheint, es regnet oder schneit
Die Wettervorhersage stört uns nie!
So sind die Freiwilligen, Freiwilligen
Immer kreativ und auffallend
So sind Freiwilligen, Freiwilligen
Und wir singen das hundertmal.
***
Für ganz Europa sind wir geöffnet,
Du kannst uns fragen, wenn du möchtest
Und wir erzählen dir, wie es schöne ist,
Wenn du hier als Freiwillige bist!
So sind die Freiwilligen, Freiwilligen
Immer kreativ und auffallend
So sind Freiwilligen, Freiwilligen
Und wir singen das hundertmal.

Text: Anja Kulakova
Musik: Andrea Baccomo